Wie Sie von AIOps profitieren können

Wie Sie von AIOps profitieren können

Experten-Interview mit IBM und TD SYNNEX

Experten-Interview mit Stephanie Metzner, Principal Data / AI & Automation Ecosystem Leader, IBM Technology DACH; Julian Junge, TD SYNNEX Data Automation & Integration Solution Architect EMEA, und Rafael Ulrich, TD SYNNEX Business Development Manager IBM Hybrid Cloud & Automation/AIOps.

IBM AIOps-Lösungen: Die Application Performance in Hybrid-/Multi-Cloud-Umgebungen optimieren

Stephanie Metzner, Sie beschäftigen sich bei IBM intensiv mit dem Zusammenhang von Künstlicher Intelligenz (KI) und Automation. Warum ist das Thema für das Software-Umfeld so bedeutsam?

Metzner: Umgebungen mit Microservices und Container steigern die Komplexität des IT-Betriebs. Das kann zu Verzögerungen und Störungen führen, mit erheblichen Business-Folgen. Aktuelle Untersuchungen zeigen: Steigt die Applikations-Latenz um 1 Sekunde, sinkt die Konversionsrate um 7 Prozent und die Kundenzufriedenheit um 16 Prozent. Das kann sich kein Unternehmen leisten. Artificial Intelligence for IT Operations (AIOps) nutzt KI, Maschinelles Lernen und Big Data, um IT-Systeme und deren Betrieb automatisiert zu überwachen und zu optimieren. Dabei werden Daten, die von verschiedenen Systemen und operativen Tools zusammengeführt werden, mithilfe von Künstlicher Intelligenz ausgewertet. Probleme, die zu einer schlechten Performance der Applikation führen können, lassen sich – ohne menschliches Eingreifen – frühzeitig erkennen und beheben.

Für welche Anwender und Branchen sind AIOps-Lösungen besonders interessant?

Metzner: AIOps besitzt eine hohe Relevanz für verschiedenste Anwendergruppen. DevOps erhalten eine Plattform, die instrumentierte Daten wie Traces, Metriken und Protokolle aufnehmen kann. Dadurch erleichtert sich der Aufwand, Plattform- und Produktansichten für DevOps-Spezialisten bereitzustellen. Von AIOps profitieren auch Verantwortliche für Infrastruktur- oder Operationsthemen. Die Lösungen liefern eine Plattform, in die Ereignisse, Protokolle und Metriken flexibel integriert werden können. Das primäre Ziel ist hier das Erkennen von Anomalien, die Verfügbarkeit von Diagnoseinformationen und darauf aufbauend die Ursachenanalyse. Und für Geschäftsführer und Manager bieten AIOps-Lösungen zusätzlich wertvolle Daten zu Anwenderengagement, Effizienz, Produktivität und Verhaltensanalyse, welche als Grundlage für bessere Geschäftsentscheidungen dienen.h

Junge: Grundsätzlich sind AIOps-Lösungen für jeden Anwender interessant, der auf eine hochgradig virtualisierte Infrastruktur setzt und/oder containerisierte Anwendungen betreibt. Besonders praktisch: AIOps-Lösungen machen nicht mehr beim Rechenzentrum halt, sondern können die komplette Landschaft betrachten, unabhängig ob die Anwendung On-Premise oder beim Hyberscaler läuft.

Wie schätzen Sie das Business-Potenzial von AIOps-Lösungen für den deutschen Markt ein?

Metzner: Aktuelle Marktprognosen (Quelle: The INSIGHT Partners: Europe AIOps Platform Market Forecast to 2029, 16. August 2022) sagen für den europäischen Markt im Zeitraum 2021 bis 2028 eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate von 31 Prozent voraus. Von aktuell 634 Millionen US-Dollar soll der Gesamtumsatz auf 5,4 Milliarden US-Dollar steigen. Der Anteil des deutschen Markts beträgt zirka ein Viertel. In den vertikalen Märkten ist das Potenzial laut Omdia’s Software-Market-Forecast im Gesundheitswesen sowie der Medien- und Unterhaltungsbranche mit Wachstumsraten über 30 Prozent am höchsten, während Energie und professionelle Dienstleistungen sich mit 16 und 18 Prozent unterdurchschnittlich entwickeln.

IBM hat in jüngster Zeit mit Instana und Turbonomic zwei wichtige Akquisitionen im AIOps-Markt getätigt. Warum dieser Schritt und wie hat sich die Marktposition von IBM dadurch geändert?

Metzner: Die Übernahmen sind ein Beweis für die wachsenden Investitionen von IBM in diesem Markt und den Aufbau von Geschäftsmöglichkeiten für seine Ecosystem-Partner. Ziel ist es, die Endkunden gemeinsam mit Geschäftspartnern beim stärkeren Einsatz von KI- und Hybrid Cloud-Anwendungen zu unterstützen und deren Weg dorthin zu beschleunigen. Mit der Akquisition von Instana und Turbonomic ist IBM einzigartig positioniert. Kein anderes Unternehmen kann so vollumfänglich und aus einer Hand AIOps-Lösungen anbieten, die auf Red Hat Openshift aufbauen und überall laufen. Abgerundet wird das Produktportfolio durch SevOne. Die Software ist eine KI-gestützte Monitoring-Lösung, die Datenströme im Netzwerk überwacht und dabei ständig analysiert.

Welche konkreten Praxis-Vorteile bietet Instana für den Software-Betrieb?

Junge: Instana ist in der Lage, eine Umgebung als “Digital Twin” wiederzugeben und dort Zusammenhänge und Abhängigkeiten zwischen Anwendungen, Diensten und Infrastrukturen anschaulich darzustellen. Die Software ermöglicht es, eine komplette Applikationslandschaft abzubilden und sogenannte Observability-Metriken zu liefern. Störungen und Fehler können dann zeitnah lokalisiert und korrigiert werden.

 

Metzner: Die Software liefert messbare Geschäftsergebnisse. Dies zeigt eindrucksvoll ein konkreter Use Case. PathMotion ist eine Cloud-basierte Plattform für Talentakquise und Employer Branding. Sie bringt potenzielle Bewerber mit Mitarbeitern eines Unternehmens zusammen. Instana hat mit PathMotion geholfen, ungenutzte Ressourcen in den Kubernetes-Clustern zu identifizieren. Da die DevOps-Ingenieure sehen, wie die Microservices interagieren, hat PathMotion seine Kubernetes-Knoten optimiert und führt nur diejenigen virtuellen Maschinen aus, die für eine Spitzenleistung benötigt werden. Konkret hat das Unternehmen 10 Prozent seiner virtuellen Maschinen eingespart sowie die Anzahl der Knoten deutlich reduziert, sodass jetzt mehr Ressourcen an anderer Stelle einsetzbar sind.

Welche Mehrwerte ergeben sich durch den Einsatz von Turbonomic, und wie arbeiten die beiden AIOps-Lösungen zusammen?

Junge: Instana informiert im Detail über die individuellen Komponenten einer Applikation und ermöglicht damit eine maximale Transparenz. Die Software wird jedoch niemals aktiv eingreifen. Turbonomic hingegen verarbeitet die von Instana gelieferten Informationen und nimmt Anpassungen vor. Dies kann entweder manuell oder automatisiert geschehen. Anpassungen bedeuten: Die eingesetzten Kapazitäten und Ressourcen wie CPU, RAM oder Speicher werden den jeweiligen Applikationen bedarfsgerecht zugewiesen. Ausstattungen mit zu wenig oder zu viel Ressourcen gehören damit der Vergangenheit an. Dies sorgt für einen sicheren und zuverlässigen Betrieb. Ein weiterer praktischer Nutzen von Turbonomic: Die Software lässt Planspiele zu und gibt beispielsweise Antworten auf die Frage: Was passiert in punkto Leistung und Budget, wenn ich meine virtualisierten Datenbanken bei einem Hyperscaler betreibe?

 

Metzner: Forrester Research hat die Mehrwerte von Turbonomic in einem aktuellen Report quantifiziert und zwar die finanziellen Auswirkungen in einem Dreijahres-Zeitraum bei einem Unternehmen mit 10.000 Mitarbeitern und drei Milliarden US-Dollar Umsatz. Demnach sinken die Infrastruktur-Investitionen um bis zu 75 Prozent und die Ausgaben für die Public Cloud um ein Drittel. Zusätzlich reduziert sich die Anzahl der Support-Tickets im Service um 70 Prozent. Zudem ist auch ein Blick auf Turbonomic relevant im aktuellen Kontext zur Energiekostenreduktion und dem nachhaltigen Einsatz von IT Ressourcen. Denn die Lösung bietet im hybriden Multi-Cloud-Environment die Möglichkeit, immer genau die Ressourcen zu verbrauchen, die für den Betrieb benötigt werden. So können der CO2-Fußabdruck und die Energiekosten verringert werden.

Welche Hilfestellung können die Business Partner von IBM erwarten?

Metzner: IBM unterhält ein eigenes Partner-Programm, das auf allen Ebenen unterstützt. Unsere Experten aus dem Produkt-, Service- oder technischem Umfeld helfen begleitend mit ihrem umfangreichen Know-how und können auch in Projekte des Partners eingebunden werden – gerne auch im Co-Creation-Ansatz. Weiterhin profitieren unsere Partner von Zertifizierungen, regelmäßigen Weiterbildungen, Webinaren und persönlichen Terminen sowie ergänzende Dienstleistungen für ihre Projekte. Zu den Vorteilen des Partner-Programms gehören zudem gemeinsame Marketing- und Vertriebsaktivitäten.

Welche Bedeutung hat das Thema AIOps für TD SYNNEX?

Ulrich: Unser Selbstverständnis ist es, in der IT immer am Puls der Zeit zu sein. Wir wollen neue, innovative Technologien mit großer Zukunft frühzeitig erkennen, Channel-gerecht aufbereiten und gemeinsam mit unseren Business Partnern Geschäftspotenziale frühzeitig nutzen. Die IBM AIOps-Lösungen sind solch ein zentrales Zukunftsthema, in das wir stark investiert haben: mit Personal in Consulting und Sales, für technisches Enablement sowie in Marketing-Unterstützung.

AIOps ist im Verkauf ein erklärungsbedürftiges Thema. Welche Hilfe können Business Partner von TD SYNNEX beim Aufbau von Know-how und Ressourcen erwarten?

Junge: TD SYNNEX unterstützt seine Business Partner bei Sondierung und Vertrieb von Turbonomic und Instana mit umfangreichen Maßnahmen. Das fängt mit personellen Ressourcen an: Vom Vertrieb mit der Kollegin Gudrun Gantschacher über Rafael Ulrich, der als Business Development Manager die beiden IBM AIOps-Lösungen betreut bis hin zu meiner Person und anderen Kollegen, die technische Trainings leiten und sogar schon Deployments begleiten durften. In unserer Fast Track Webinar-Reihe vermitteln wir technisches Know-how und geben wertvolle Tipps und Tricks für die Praxis. Und das Sahnehäubchen obendrauf ist unsere Demo/Proof-of-Concept-Umgebung. Diese hat bei der Lösung Cloud Pak for Data bei verschiedenen Business-Anfragen den Ausschlag gegeben; vor allem, weil wir dank der Umgebung deutlich agiler und projektfokussierter mit den Partnern und Kunden arbeiten können. Mit einer entsprechenden Turbonomic Demo/PoC-Umgebung wollen wir an diesen Erfolg anknüpfen. Aktuell befindet sich diese bereits in einem fortgeschrittenen Aufbau, sodass wir eine Einsatzbereitschaft in wenigen Wochen erwarten.

Wie unterstützt TD SYNNEX seine Partner bei der Vermarktung der IBM AIOps-Lösungen?

Ulrich: Der Aufbau von Ökosystemen rund um Automation-Themen ist uns ein großes Anliegen. Dafür führen wir regelmäßig Veranstaltungen durch, ob virtuell oder vor Ort, und organisieren persönliche Netzwerktreffen zum gegenseitigen Austausch. Zudem erhalten Business Partner aktiven Support im gesamten Sales-Prozess. Das betrifft zum Beispiel die hochattraktiven Co-Marketing-Angebote der IBM. Hier greifen wir mit Tools und Prozessen unseren Business Partnern unter die Arme, sodass sie möglichst wenig Zeit für den Antrag aufwenden müssen und sich voll und ganz auf die Aufgabenstellungen und Anforderungen ihrer Kunden konzentrieren können. Die gleiche Unterstützung erhalten Business Partner bei der Teilnahme an den IBM Vertriebsprogrammen und der Inanspruchnahme von IBM Vertriebs-Incentives. Diese ermöglichen eine sehr lukrative Marge, die bei konkurrierenden Angeboten den Ausschlag geben kann. Jedes Projekt hat andere Rahmenbedingungen und enthält unterschiedliche Sales- und Marketing-Möglichkeiten für den Partner. Wir bei TD SYNNEX orchestrieren die Gesamtmöglichkeiten für den Partner und haben dabei immer seine Vorteile im Auge. Dafür bekommen wir von unseren Partnern ein sehr positives Feedback, was uns zeigt, wie wichtig diese Form der Unterstützung ist.